Paul Gauselmann: Deutschlands Glücksspielkönig

So richtig ruhig ist es nie geworden um Paul Gauselmann. Trotz seines hohen Alters. Immerhin ist der Westfale und Multimilliardär vor knapp vier Wochen 87 Jahre alt geworden. Sein Name und sein Lebenswerk schillern weiterhin ungebrochen nicht nur durch die westfälische Region, sondern durch ganz Deutschland und sogar Europa. Auch im eGaming-Geschäft spielt die Gauselmann-Unternehmensgruppe inzwischen mit ihrem Merkur Gratis Spiele und der Entwicklung sowie dem Vertrieb von eine wichtige Rolle. Glück spielte bei seinem Erfolg dabei gleichzeitig eine untergeordnete und zugleich die Hauptrolle. Bereits früh tüftelte der gelernte Fernmelderevisor an eigenen technischen Gerätschaften. Zugleich bewies er bereits in sehr jungen Jahren nicht nur technisches, sondern vor allem auch kaufmännisches Geschick. Schon als Kind habe er in den Ruinen, die der Krieg hier ließ, “nach allem gesucht, was man zu Geld machen konnte.” In Mathe, so sagte er mehrfach, sei er immer Klassenbester gewesen. Alles Eigenschaften, welche ihm am Ende zu seinem enormen Erfolg als König der Spielautomaten und Spielotheken verhelfen sollten.

Gauselmann baut seinen ersten Spielautomaten

Angestellter zu sein, schien Gauselmann nie genug zu sein. Mehrfach wechselte er den Arbeitgeber. Außerdem ging er regelmäßig Nebentätigkeiten nach, mit denen er seinen Wissens- und Erfindungsdrang stillen konnte. Seine erste nebenberufliche selbstständige Tätigkeit hatte zunächst nur indirekt mit Spielautomaten zu tun: Statt Spielautomaten kaufte Gauselmann alte Musikautomaten aus den USA auf, modernisierte diese, um sie dann gewinnbringend wieder zu verkaufen. Ab 1965 wagte er dann den Schritt in die reine Selbstständigkeit und gründete ein eigenes Unternehmen, welches sich dem Verkauf und dem Aufstellen von Automaten verdingte. Auch eigene Entwicklungen kamen hier erstmals dazu. Hilfreich waren dabei einerseits seine Anstellung als Entwicklungsleiter in einem Unternehmen der Automatenbranche. Andererseits aber auch seine ersten bereits beantragten Patente für eigene Erfindungen. Heute hält die Gauselmann-Gruppe laut diversen Quellen über 300 Patente.

Sein erstes Geschäftsmodell geriet jedoch ins Stocken, als ihn der Boykott eines wichtigen Automatenherstellers und Lieferanten traf. Findig, wie Gauselmann nun mal war und ist, sah er hierin jedoch eher eine Chance als ein Problem und stieg einfach kurzerhand selbst in die Automatenherstellung ein. Schon kurze Zeit später kam ihm außerdem die Idee eines “freundlichen, modernen und hellen Entertainment-Centers” und er eröffnete die erste Merkur-Spielothek. Gauselmann wollte das negative Image des Glücksspiels und der “Spielhöllen” mit dem komplett neuen Konzept der sauberen und hellen Spielhalle hinter sich lassen. Seinen ersten eigenen, komplett selbst entwickelten Spielautomaten mit dem Namen “Merkur B” brachte Gauselmann 1977 auf den Markt. Einige Jahre später folgte mit dem Modell “Merkur Disc” ein weiteres sehr erfolgreiches Spielautomatenmodell, das sich über 40.000 Mal verkaufte.

Geschäft mit dem Glück – oder mit der Sucht?

Seit der Gründung seines Unternehmens und dem Einstieg in das Geschäft mit den Glücksspielautomaten sieht Paul Gauselmann sich mit Kritik konfrontiert. Anfangs hießen die Spielautomaten noch “Lohntütenschlucker”. Grund: Einfache Arbeitnehmer konnten innerhalb von nur einer Stunde ihre gesamte erhaltene Lohntüte beziehungsweise ihren Tageslohn verspielen. Was heute immer noch ein strittiges Thema ist, wurde seiner Zeit sogar noch kontroverser diskutiert. Kritiker werfen Gauselmann seit Jahrzehnten vor, an der Spielsucht seiner Kunden viel Geld zu verdienen. Sein Geschäftsmodell habe schon etliche Menschen finanziell ruiniert und somit ganze Biografien und Familien zerstört. Gauselmann selbst sieht dies freilich anders. Aus seiner Sicht mache alles süchtig und am Ende auch krank, wenn man es übertreibe.

Laut Gauselmanns eigener Aussage ist das Glücksspiel und das Spielen von Spielautomaten eine ganz normale Freizeitbeschäftigung. Wie eben jede andere Freizeitbeschäftigung auch. Man müsse nur darauf achten, dass man sich diese auch leisten könne und man es nicht übertreibe, so Gauselmann. Das gelte letztlich für jede andere Freizeitbeschäftigung auch. Davon abgesehen sei es heute aufgrund der Gesetze praktisch auch nicht mehr möglich, sich mit dem Spielen finanziell völlig zu überfordern. So sei der mögliche Spielumsatz je Stunde bereits sehr eng per Gesetz geregelt. In der Praxis könne man daher lediglich 20 bis vielleicht 30 Euro pro Stunde für den Spielspaß ausgeben, so Gauselmann in einem Interview.

Gauselmann-Gruppe heute: Mehr als 13.000 Mitarbeiter weltweit und Milliarden-Umsätze

Seit der Eröffnung der ersten Merkur-Spielhalle hat sich jede Menge getan. Eines ist jedoch geblieben: Auch mit 87 Jahren hat Paul Gauselmann immer noch die Leitung des von ihm gegründeten Firmenimperiums in der Hand. Welches zudem enorm gewachsen und in zahlreichen verschiedenen Märkten tätig ist. Zu den wichtigsten Kerngeschäften der Gauselmann-Gruppe zählen nach wie vor die Herstellung und der Vertrieb von Spielautomaten und der Betrieb der Spielhallen mit der markanten lachenden Sonne als Logo.

Gediegene Spielbanken, Bingohallen, Sportwetten, unterschiedlichste Finanzdienstleistungen und Online Spielhallen ergänzen und erweitern die Geschäftstätigkeiten der Unternehmensgruppe. Zudem hat die Gauselmann-Gruppe in den vergangenen Jahren etwaige andere Unternehmen der Branche übernommen. Darunter etwa die britische Spielhallen-Kette Praesepe. Erst kürzlich wurde außerdem bekannt, dass Gauselmann auch die landeseigene Westdeutsche Spielbanken GmbH übernimmt. In der Summe kommt die Unternehmensgruppe auf über 13.000 Mitarbeiter, wovon alleine über 7.000 Stellen auf die Unternehmen in Deutschland entfallen. 2019 erwirtschaftete die Gauselmann-Gruppe einen Gesamtumsatz von knapp 3,4 Milliarden Euro.

Corona-Delle und trotzdem gute Geschäftsaussichten

Nach dem exzellenten Geschäftsjahr 2019 musste sich aber auch Paul Gauselmann 2020 mit deutlich veränderten Bedingungen und mit einer der bislang schwersten Krise des Unternehmens auseinandersetzen. Wie so viele andere Unternehmen der Unterhaltungsbranche hatte auch die Gauselmann-Gruppe coronabedingt unternehmensübergreifend mit enormen Problemen zu kämpfen. Geschlossene Spielhallen und Spielbanken sorgten für hohe Umsatzeinbußen. In der Folge erwirtschafteten alle Gruppenunternehmen 2020 nur noch knapp 2,5 Milliarden Euro. Trotz der Probleme – und wahrscheinlich auch dank der staatlichen Hilfen und der Kurzarbeit – konnte Gauselmann jedoch nahezu alle Mitarbeiter halten. Zahlen für das Jahr 2021 hat die Unternehmensgruppe zwar noch nicht veröffentlicht. Alles in allem dürfte es aber auch für Gauselmann wieder besser laufen.

Vor allem das hiesige Online Geschäft dürfte künftig besser laufen und für die Unternehmensgruppe noch mal deutlich interessanter werden. Grund ist die neue Rechtssicherheit in diesem Geschäftsfeld. So ist das Online Glücksspiel mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag, der seit dem 1. Juli 2021 gilt, in Deutschland nun offiziell erlaubt. Zwar gelten hier strenge Regeln und eine Einsatzsteuer trübt die Geschäftsaussichten ein. Unterm Strich dürfte aber auch die Gauselmann-Gruppe von dem weiterhin stark wachsenden Online Glücksspielmarkt weiter profitieren. Zudem erschließt das Unternehmen auch im stationären Betrieb weiterhin neue Geschäftsbereiche. Alles in allem scheint es so, als tue Paul Gauselmann auch im Jahr 2021 mit immerhin 87 Jahren das, was er am besten kann: Sein Unternehmen weiter erfolgreich in die Zukunft führen.

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