Für Aufregung und auch für Verwirrung hat die Reform des Glücksspielstaatsvertrages gesorgt, die im Jahr 2021 beschlossen und seitdem schrittweise umgesetzt wurde. Ziel des Abkommens ist es, einheitliche Regeln für alle 16 Bundesländer zu schaffen und diese vom einer zentralen Stelle überwachen zu lassen. Die Vertreter der Länder haben jahrelang darum gerungen, eine gemeinsame Grundlage zu finden, die vor allem Minderjährige und suchtgefährdete Spieler schützen soll.
Seit dem 1. Januar 2023 übernimmt eine neu geschaffene Behörde diese Aufgaben im Auftrag der Länder, die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) mit Sitz in Halle an der Saale.
Die deutsche Glücksspiel-Lizenz – Fluch oder Segen?
Was auf den ersten Blick als eine gute Entwicklung aussieht, ist in der Realität scheinbar noch nicht ganz ausgereift und wirft in mancher Hinsicht Fragen auf. Eine davon ist die nach so genannten Casinospielen in Online Casinos, wie die Tischspiel-Klassiker Roulette, BlackJack und Baccarat. Laut Glücksspielstaatsvertrag 2021 dürfen virtuelle Automatenspiele, die „Bankhalter“ haben, nicht mehr von in Deutschland lizenzierten Internet Spielhallen angeboten werden.
Als Bankhalter oder auch Banquier wird derjenige Spieler bezeichnet, der allein gegen alle anderen Beteiligten spielt. Bei Spielbanken ist das in der Regel ein Vertreter der Spielbank, der den Haus- oder auch Bankvorteil innehat.
Diese Einschränkung gilt im Übrigen nicht nur für die Automaten-Versionen der Casinospiele, sondern auch von live gestreamten Partien in landbasierten Spielbanken, bei denen der User die Möglichkeit hat, Einsätze online zu tätigen. Der Gesetzgeber sieht hier besonders hohe Risiken der Suchtentwicklung sowie erhöhtes Manipulationspotenzial gegenüber Zufallsgenerator gesteuerten Automatenspielen.
Die Risiken des Staatsvertrages
Nicht jeder Nutzer von Spielstätten im Internet gibt sich aber mit mit der ausschließlichen Nutzung von Slots zufrieden. Damit besteht die Gefahr, dass Liebhaber dieser Spiele auf internationale Casinos ausweichen, um weiterhin ihrer Leidenschaft frönen zu können.
Dort wären sie dann nicht von den deutschen Regularien betroffen, aber auch nicht vom deutschen Gesetzgeber geschützt. Aus diesem Grund ist fraglich, ob der deutsche Staatsvertrag zum Thema Glücksspiel nicht etwas über das Ziel hinausschießt.
Der Unterschied zwischen Video-Slots und anderen Automatenspielen und den zitierten Casinospielen besteht in anspruchsvolleren Spielabläufen von letzteren. Zudem sind bei manchen Spielen, wie etwa beim BlackJack die Gewinnchancen der Spieler deutlich besser.
Aus diesem Grund tragen solche Games in den meisten Online Casinos nur zum Teil oder auch gar nicht zum Freispielen eines Bonusbetrages bei.
Ausnahme Poker
Online Tischspiele existieren in Automaten-Format und als Angebot im Live Casino. Der Live Casino Bereich entfällt zu großen Teilen in Internet Casinos mit deutscher Lizenz, denn die meisten dort präsentierten Spiele haben einen Bankhalten und sind deswegen nicht mehr gestattet. Eine Ausnahme bildet Poker, solange die angebotene Variante keinen Bankhalter vorsieht.
Handelt es sich um eine Poker-Variante, bei der nicht ausschließlich natürliche Personen gegeneinander spielen – unter Einhaltung einer ganzen Reihe von weiteren Begrenzungen -, ist das Spiel unerlaubt und kann Strafmaßnahmen unterliegen.
Die Beschränkungen beim Online-Poker bestehen unter anderen in Maximaleinsätzen pro Hand und pro Spiel sowie in der zufälligen Zuweisung zu einem Spieltisch. Grundsätzlich ist zudem nur ein Spiel zur Zeit erlaubt. Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine behördliche Genehmigung für bis zu vier Spiele gleichzeitig erfolgen.
Freiheit für die Länder
Es heißt im Glücksspielstaatsvertrag zwar, dass jedes Bundesland separat über die Genehmigung von Tischspielen in Online Angeboten entscheiden kann. Zum aktuellen Zeitpunkt ist allerdings noch kein einziger Fall bekannt, in dem das umgesetzt worden ist.
Die maximal erlaubte Anzahl von Konzessionen für Casinospiele pro Bundesland orientiert sich dabei an denen der landbasierten Spielbanken, die im Januar 2020 im jeweiligen Land vergeben waren. Die Einschränkung der Anbieter soll den Ländern eine bessere Überwachung dieser Offerten ermöglichen.
Hier kann man einen Widerspruch erkennen, denn einerseits meinen die Urheber des Staatsvertrages, Tischspiele böten zu viel Suchtpotential und seien anfällig für kriminelle Machenschaften. Auf der anderen Seite bleibt es den Ländern freigestellt, genau diese Spiele für ihre Hoheitsterritorien zu genehmigen und Spieler genau diesen Risiken auszusetzen.
Sinn und Unsinn des Glücksspielstaatsvertrages
Es darf bezweifelt werden, dass hartgesottene Spieler sich ohne Weiteres den Regeln der Glücksspiel-Lizenz aus deutschen Landen unterwerfen, wenn es doch nur einen Klick entfernt ein sehr viel attraktiveres Angebot gibt, bei dem unter anderem auch alle Tischspiele als Automaten- oder in der Live-Casino-Version in zahllosen Varianten abgerufen werden können.
Kritiker behaupten, die deutsche Regulierung ginge zu weit und würde genau deswegen besonders gefährdete Spieler nicht etwa schützen, sondern vielmehr in die Illegalität treiben. Verwiesen wird hier auf das schwedische Beispiel, wo eine ähnliche, wenn auch weniger strenge Regulierung bereits vor einigen Jahren umgesetzt wurden. Das Resultat sind in dem skandinavischen Land sinkende Kundenzahlen in den lizenzierten Online Casinos. Mutmaßlich ist ein erheblicher Anteil derer, die dort nicht mehr spielen, abgewandert zu Anbietern mit Lizenzen aus anderen Ländern. Man darf die künftigen Entwicklungen der Glücksspiel-Industrie mit deutscher Lizenz mit Spannung erwarten.