Ein Jahr LOGEO: die Lotterie, die mehr ausschüttet, als sie einnimmt

LOGEO Webseite abfotografiertIn wenigen Wochen jährt sich die erste Ziehung von LOGEO, der neuen Nachbarschaftslotterie aus Baden-Wüttemberg. Das Konzept einer Geo-basierten Lotterieziehung sollte neue Spieler herbeilocken. Diesen Versuch kann man als gescheitert ansehen.

Schon im Juni 2017 berichteten wir über die Diskrepanz zwischen Einnahmen und Ausgaben: die Spieleinnahmen sind so gering, dass aus ihnen nicht einmal die Gewinne ausgezahlt werden können.

Im mathematischen Sinne redet man von einem positiven Erwartungswert. Aus finanzieller Sicht ist die Lotterie für die Baden-Württemberger ein Desaster. Und dies hat sich auch nach 50 Ziehungen nicht geändert.

Die letzte Logeo-Ziehung vom 27. Februar 2018 ist kennzeichnend für die anderen Ziehungen: auf Spieleinnahmen in Höhe von 96.145 Euro wurden 120.000 Euro Gewinne ausgeschüttet. Hinzu kommen 5.000 Euro Spendensumme, Lotteriesteuern und Vertriebskosten. Wir schätzen den Verlust auf rund 100.000 Euro pro Woche ein. Hochgerechnet auf das erste Jahr Logeo dürfte der Schaden in die zweistellige Millionenhöhe gehen.

 

Aufregung über Spielkonzept

Vielleicht konnte die Lotterie bisher nicht überzeugen, weil das Spielprinzip für viel Frustration sorgt. Aus allen teilnehmenden Losen wird wöchentlich ein Gewinnerlos gezogen. Die dort angegebene Adresse ist ausschlaggebend für alle 1337 Gewinne. So gewinnen die zwei nächstgelegenen Spieler 5.000 Euro, die vier nähesten 500 Euro usw.

Das Spielprinzip sorgt dafür, dass Ballungsgebiete wie Stuttgart besonders häufig gewinnen, da dort die Einwohnerdichte – und somit Spielerzahlen – am höchsten sind. Dass ländliche Regionen theoretisch die selbe Gewinnchance haben und keinem wirklichen Nachteil unterliegen sind (so ist der Gewinner-Umkreis bei ländlichen Gewinnern oft größer als im städtischen Raum), blenden viele frustrierte Spieler aus.

Für Bedenken sorgt auch die eingeschränkte Anonymität des Gewinners. So veröffentlicht Lotto BW zwar nicht die genaue Adresse, jedoch die Region des Gewinners. Dies wird als Kreis auf der Landkarte dargestellt. Damit könnte laut Teilnahmebedingungen die Adresse des Gewinners ermittelt werden.

 

Nachbarschaftslotterien sind keine Selbstläufer

Dass Lotterien mit dem Wohnort-Spielprinzip hierzulande keine Selbstläufer sind, zeigt auch die Postcode-Lotterie. Die Soziallotterie ist seit Spätsommer 2016 in Deutschland gestartet. Das bescheidene Ziel von 200.000 Losen im ersten Jahr konnte nur knapp erreicht werden. Dabei ist die Postcode-Lotterie im Ausland ein wahrer Renner, rund jeder vierte Niederländer besitzt ein Los.

Auch die hessische Umweltlotterie GENAU verwendet das Postleitzahlen-Losprinzip und fristet bisher ein Schattendasein. Allerdings spielt GENAU deutlich kleinere Gewinne aus. Diese Maßnahme scheint auch in Baden-Württemberg nötig zu sein, um mit LOGEO nicht weiterhin Geld zu verschenken.

 

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