Dunkle Aussichten - Lottokiosk bei Nacht

Diese Nachricht sorgt für hitzige Diskussionen: Deutschlands größte Lotterie “LOTTO 6aus49” soll ab Herbst 2020 bis zu 20% teurer werden. Dies kündigte der Geschäftsführer von Lotto Baden-Württemberg in einer Pressemitteilung am 19. Dezember 2019 mit.

Die Kosten einer Lottoreihe sollen somit von 1 Euro auf 1,20 Euro steigern. Im Gegenzug sollen deutlich öfter Millionengewinne durch Treffer in der zweiten Gewinnklasse möglich sein. Auch die unteren Gewinnklassen sollen höhere Gewinne ausschütten. Rechtfertigen die Änderungen diese Preiserhöhung? Unser Kommentar dazu: absolut nicht!

Am Preis schrauben ändert LOTTO nicht!

Die Idee, LOTTO durch eine Preiserhöung attraktiver zu machen, basiert auf der leichtmütigen Annahme, dass Lottospieler auch bereit sind mehr zu zahlen. Beim Spielen eines Lottoscheins ist der Spieler aber sehr gut in der Lage, seinen Einsatz zu steuern und dadurch der Preiserhöhung entgegen zu wirken.

Ein Beispiel: Der Spieler, der jede Woche einen Schein für 6,50 € spielt, wird in Zukunft statt sechs nur noch fünf Lottoreihen spielen.

Damit sind die neuen “Verbesserungen” am Lottospiel effektlos. So mögen zwar die Gewinne höher ausgefallen, doch sie werden durch die verringerte Tippanzahl auch seltener. Somit gewinnt man im Endeffekt genauso viel wie vorher.

Scheu vor echten Veränderungen

Nun mag man sich fragen, ob es Alternativen gibt, die LOTTO attraktiver machen könnten. Ja, es gibt Alternativen! Doch diese bedeuten, dass man auf Seiten der Lotteriegesellschaften enger kalkulieren muss.

Warum gibt es noch die Spielscheingebühr?

Sie gilt den Veranstaltern als heilig, hat mittlerweile aber keine Berechtigung mehr: die Bearbeitungsgebühr – auch Spielscheingebühr genannt. Die Kosten der Tippschein-Verarbeitung sind heutzutage so niedrig wie nie zuvor. Die digitale Technik in den Terminals der Lottoannahmestellen verbrauchen kaum Zeit und Geld – warum sollen Spieler für ihre Tippscheine trotzdem bis zu 70 Cent bezahlen? Den Kassenbon im Supermarkt gibt es schließlich auch kostenlos.

Noch viel fragwürdiger ist diese Gebühr für Online-Spieler. Hier fallen endgültig die Kosten für den stationären Handel und Personal weg. Und doch liegen dort die Bearbeitungskosten auf Augenhöhe. Man mag den Gesellschaften zu gute halten, die meist selbstständigen Kioskbetreiber nicht mit dem Onlineangebot benachteiligen zu wollen. Doch muss das auf Kosten der Lottospieler geschehen?

Schraubt an der Gewinnausschüttung!

Ein Indikator über die Attraktivität einer Lotterie ist für uns schon lange die Höhe der prozentualen Gewinnausschüttung. Bei LOTTO 6aus49, wie auch beim Eurojackpot, liegt dieser bei 50 Prozent. Das bedeutet: bei einem Spieleinsatz von 10 Euro gewinnt ein Spieler im Schnitt 5 Euro.

Eine höhere Gewinnausschüttung würde die Höhe der Gewinne verbessern, ohne den Lottospieler stärker zu belasten.

Können sich die Gesellschaften eine höhere Gewinnausschüttung leisten? Schließlich fällt beim staatlichen Lotto ein großer Teil für Steuern und Sozialausgaben weg. Doch die Antwort geben sich einige Unternehmen selbst: so gibt es bereits Gewinnausschüttungen von 60% bei einzelnen, lokalen Produkten wie den Silvester-Millionen (Baden-Württemberg) oder dem Platin7-Rubbellos (in elf Bundesländern verfügbar).

Wenn also diese höhere Ausschüttung bei deutlich kleineren Lotterien möglich ist, warum sollte das beim großen 6aus49 nicht klappen? Die Synergien einer überregionalen Lotterie sollte sie aus betriebswirtschaftlicher Sicht sogar kosteneffizienter machen.

Fokus auf den Kunden?

Man kann leicht Schwächen beim LOTTO in Deutschland ausmachen, doch positive Änderungen dürfte es nicht so leicht geben. Schließlich ist LOTTO als staatliches Produkt ein komplexes Politikum, bei dem 16 Bundesländer ständig Kompromisse finden müssen.

Ob es der richtige Weg ist, die Preisspirale zu drücken und dank des Lotteriemonopols auf die Alternativlosigkeit der Kunden zu pochen? Diese Änderrungen sind eher kosmetischer Natur. 20% mehr Kosten für 20% mehr Gewinne. Lotto wird damit weder schlechter noch besser. Preissteigerungen erfreuen jedoch grundsätzlich niemanden. Damit muss man ehrlich hinterfragen: wie kundenorientiert ist das deutsche LOTTO noch?

Von Simon

14 Gedanke zu “Kommentar zur Preiserhöhung bei LOTTO”
  1. Am besten die Superzahl abschaffen und damit den ersten Gewinnrang. Mit den 20 Cent mehr pro Tipp kann man dann sicher bei jeder Ziehung einen Jackpot von mehreren Million für 6 richtige anbieten. So würden die Spieleinsätze auch gerechter verteilt. Jedenfalls besser als wenn ein Spielteilnehmer bis zu 90 Million im Eurojackpot abräumt. Mit einer höheren Gewinnausschüttung wie von dir Vorgeschlagen wäre das ohne Probleme umsetzbar. Man könnte Lotto 6 aus 49 viel attraktiver gestalten und mehr Spielteilnehmern den Traum vom Millionengewinn ermöglichen wenn man nur will

      1. Unter 100.000 pro Jahr halte ich definitiv für Unsinn:

        “Andernorts stürmen eher die Spitzenkräfte unter den staatlichen Losverwaltern die Jackpots. Bei einigen der Lotto-Granden summieren sich Jahresgehalt und Pensionsansprüche auf den Gegenwert eines Sechsers im Lotto.

        So verdiente der im Frühjahr in den Ruhestand verabschiedete Westlotto-Chef Theo Goßner 2015 rund 323.000 Euro. Sein Nachfolger Kötter verbuchte als Mitglied der Westlotto-Geschäftsführung Bezüge von 295.000 Euro. Auch in Berlin musste das Führungsdoppel mit jeweils rund 190.000 Euro nicht darben. 170.000 Euro ließ sich 2015 selbst das kleine Bremen seinen Lotto-Frontmann kosten.”
        (Quelle: https://www.wiwo.de/politik/europa/lotto-das-milliardengeschaeft-sechs-richtige-fuer-lotto-chefs/13612548-2.html )

  2. Es kommt darauf an, wie diese 20 Cent auf die Gewinnklassen verteilt werden. Es gab ja vor ein paar Jahren schon mal eine Erhöhung von 75 Cent auf einen Euro, bei der die 12,5 zusätzlichen Cent überproportional in die 1.Gewinnklasse gingen. Das erhöht für mich die Attraktivität von Lotto. Wenn jetzt wieder 20 Cent mehr verlangt werden, stehen nun weitere 10 Cent mehr für die Ausschüttung bereit und wenn man die auf die beiden obersten Gewinnklassen verteilt, wachsen dort die Ausschüttungen stark an. Ich erinnere auch an die Änderung der Verteilung beim Eurojackpot vor ein paar Jahren. Dort hat man nicht den Einsatz verteuert, sondern die Gewinnwahrscheinlichkeit durch zwei zusätzliche Sterne deutlich verringert und gleichzeitig 18% statt wie früher 11% aller Einsätze auf die erste Gewinnklasse verteilt. Dadurch werden beim Eurojackpot nun deutlich schneller und häufiger sehr hohe Jackpots erzielt. Der Maximaljackpot von 90 Millionen wird nun mehrmals pro Jahr erreicht. Das macht den Eurojackpot für mich viel attraktiver, wobei ich immer noch neidisch auf die Euromillionen schaue, wo der Maximaljackpot 190 Millionen Euro beträgt.

    Mir wäre es lieb, wenn beim Lotto die unteren Gewinne komplett wegfielen, denn sie sind mehr oder weniger Verarsche des Lottokunden. Drei Richtige bringen dem Lottokunden auf lange Sicht immer Verlust, da die Summe, die ein Lottospieler im Laufe seines Lebens mit drei Richtigen gewinnt, immer niedriger sein wird als die Summe seiner Einsätze, die in den Topf für drei Richtige gehen. Das liegt daran, dass wie richtig erwähnt nur die Hälfte jedes Gewinntopfes als Gewinn ausgezahlt wird.

    Auch wenn sich viele Lottospieler freuen, wenn sie mal ein paar Euro für drei Richtige bekommen, wären sie besser bedient, wenn all jenes Geld direkt in die erste Gewinnklasse fließen würde. Oder zumindest in einen Booster-Fonds, wie es ihm beim Eurojackpot gibt. Dann könnte der Jackpot bei jeder Ziehung locker mindestens 5 Millionen Euro betragen statt wie heute nur eine Million.

    Dass die Hälfte der Einsätze für Steuern und Verwaltung drauf gehen, sehe ich auch als Skandal. Es heißt immer so schön, dass Lottogewinn steuerfrei sind, aber ohne die vielen Abzüge wäre der Jackpot diese Woche bei 42 Millionen statt “nur” bei 21. Um das zu kompensieren, bleibt mir nur, dieselben Zahlen noch einmal bei Lottoland oder anderen Anbietern zu spielen und und zu hoffen, dass ich im Gewinnfall wirklich an das Geld komme.

    1. Toller Kommentar, Matthias. Stimme Dir da in vielen Punkten zu.
      Stichwort untere Gewinnklassen: diese abzuschaffen fände ich falsch. Ich glaube viele Lottospieler pflegen das bescheidene Motto “Kleinvieh macht auch Mist”. Außerdem werden kleine Gewinne gerne in neue Lottoscheine reinvestiert oder gar nicht erst abgeholt. Beides gut für die Lottofirmen.Bei EuroMillions, eine Lotterie bei der ich auch ins Schwärmen komme, sind sogar Gewinne mit zwei Richtigen drin. Da hat man erfolgreich einen sehr gespreizten Gewinnplan auf die Beine gestellt.

    2. Eine Abschaffung irgendwelcher Gewinnklassen bei den geplanten Veränderungen beim LOTTO 6aus49 halte ich für sehr unwahrscheinlich (falls doch, wird meiner Meinung nach am ehesten die Gewinnklasse 2 Richtige + Superzahl abgeschafft werden, da es diese früher auch nicht gegeben hat). Trotzdem möchte ich mich mal auf dieses kleine Gedankenspielchen einlassen und habe mal nachgerechnet. Würde man die unteren beiden Gewinnklassen (also 2 Richtige + Superzahl und 3 Richtige) komplett abschaffen und außerdem wie von Kristian vorgeschlagen auch noch die erste Gewinnklasse abschaffen und dafür die Gewinnausschüttungen dieser drei Gewinnlassen zur Gewinnausschüttung bei 6 Richtigen hinzufügen, dann würden ganze 33,36 % der Gesamteinnahmen (anstelle von aktuell 3,7 %) in diese Gewinnklasse fließen. Dies hätte zur Folge, dass man mit 6 Richtigen einen durchschnittlichen Gewinn von rund 5,2 Millionen Euro erzielen würde (statt wie bislang nur rund 575.000 Euro). Dazu bräuchte man also nicht einmal die richtige Superzahl und es wäre hierfür auch weder eine Preiserhöhung um 20 Cent noch eine Erhöhung der gesamten Gewinnausschüttung erforderlich.

      1. Oliver – unser Matheguru! :)
        Durchschnittlicher Gewinn von 5,2 Millionen bei 6 Richtigen klingt theoretisch sehr attraktiv. In der Praxis vermute ich mal, dass dies aber dafür sorgen würde, dass es keine “echten Jackpots” mehr gibt. Der Jackpot wäre so leicht zu knacken, dass sich kaum ein höherer Betrag als diese 5 Mio. ansammeln können. Für viele Lottospieler (mich eingeschlossen) wird das Tippen aber erst reizvoll, wenn z.B. ein zweistelliger Jackpot in Aussicht ist. Ständig der selbe Jackpot – das wäre schnell langweilig…

      2. KORREKTUR: soeben habe ich bemerkt, dass ich bei meiner Berechnung vergessen habe die bessere Gewinnchance auf 6 Richtige zu berücksichtigen, die sich durch den Wegfall der ersten Gewinnklasse ergeben würde. Der Ø Gewinn bei 6 Richtigen würde sich daher im oben genannten Beispiel nur auf rund 4,7 Millionen Euro belaufen. Ohne Abschaffung der Gewinnklasse “3 Richtige” wären es übrigens immerhin noch Ø rund 2,3 Millionen Euro. Und würde man wie von Kristian vorgeschlagen nur die höchste Gewinnklasse abschaffen und nur diesen Ausschüttungsanteil bei “6 Richtigen” hinzufügen, wären es noch Ø rund 1,4 Millionen Euro die man bereits heute schon mit 6 Richtigen gewinnen würde.

  3. Gute Nachrichten! Die Spekulationen haben nun endlich ein Ende! Denn wie ich kürzlich zufällig herausgefunden habe, hat LOTTO Hamburg in den Teilnahmebedingungen für LOTTO 6aus49 in Kapitel 20 bereits den neuen Spielplan veröffentlicht, der erstmals am 23.09.2020 in Kraft tritt. Wie vermutet ändert sich weder an der Gesamtausschüttungsquote (die weiterhin bei 50 % der Spieleinsätze liegt) noch an der Spielformel (6 aus 49 + 1 aus 10) noch an den Gewinnklassen (weiterhin 9) irgendetwas. Lediglich die Verteilung der Gewinnausschüttung auf die einzelnen Gewinnklassen (GK) wird sich ändern. Deutlich reduziert wird diese in GK 5+7+8, etwas reduziert in GK 6, etwas erhöht in GK 3+4, deutlich erhöht in GK 1+2 und gleich bleibend ist sie in GK 9.

    Aufgrund der Preissteigerung von 1 Euro auf 1,20 Euro erhöhen sich die durchschnittlich zu erwartenden Gewinnen zwar in allen Gewinnklassen, jedoch besonders deutlich in GK 1+2, praktisch kaum bemerkbar in GK 5+7 und nur minimal bemerkbar in GK 8. Auf Grundlage des neuen Gewinnplans und der Verteilung der Gewinnausschüttung auf die einzelnen Gewinnklassen ergeben sich ab dem 23.09.2020 folgende Änderungen in den theoretisch zu erwartenden Gewinnbeträgen in den einzelnen Gewinnklassen:

    GK 1 | 6+1 | Alt: Ø 8.949.642,24 € | Neu: Ø 12.585.434,40 € | Differenz: +40,63 %
    GK 2 | 6+0 | Alt: Ø 574.596,53 € | Neu: Ø 1.003.509,36 € | Differenz: +74,65 %
    GK 3 | 5+1 | Alt: Ø 10.022,03 € | Neu: Ø 12.135,46 € | Differenz: +21,09 %
    GK 4 | 5+0 | Alt: Ø 3.340,68 € | Neu: Ø 4.019,22 € | Differenz: +20,31 %
    GK 5 | 4+1 | Alt: Ø 190,90 € | Neu: Ø 191,14 € | Differenz: +0,13 %
    GK 6 | 4+0 | Alt: Ø 42,42 € | Neu: Ø 50,38 € | Differenz: +18,76 %
    GK 7 | 3+1 | Alt: Ø 20,95 € | Neu: Ø 21,22 € | Differenz: +1,29 %
    GK 8 | 3+0 | Alt: Ø 10,48 € | Neu: Ø 11,14 € | Differenz: +6,34 %
    GK 9 | 2+1 | Alt: 5,00 € | Neu: 6,00 € | Differenz: +20,00 %

  4. Ich finde eine Erhöhung ist nicht angebracht. Nur weil es dadurch mehr Millionen Gewinne gibt?
    Man braucht auf diesem Planeten keine Millionen um zu Leben. Die Menschen werden nur dazu verleitet noch gieriger zu sein. Stattdessen sollte man lieber auf die GK 9 verzichten und die weiteren GK 3 bis 8 bei der Ausschüttung erhöhen. Es dreht sich am Ende nur wieder darum das Millionen Gewinne möglich sind, aber der Rest wird wieder nur unter den Teppich gekehrt.

  5. man sollte die unteren Gewinnklassen deutlich anheben ! Wann hat man schon mal 6 Richtige Zahlen ? Da sind 3 Richtige doch wesentlich mehrfach erreichbar . Ich waere bei 6 richtigen Zahlen mit 1 bis 2 Millionen Euro vollkommen zufrieden . In meinem Leben bin ich dieses Jahr 45 Jahre arbeiten und von 1 Million kann ich nur traeumen !

  6. Die halbe Welt verliert in diesen Tagen ihren Job oder ist in Kurzarbeit und Lotto erhöht die Preise um 20% mit dem Hinweis wenn der Topf oft nicht geholt wird steigt die maximale Gewinnsumme auf 45 Mil. Euro
    Anscheinend wird der Topf oft nicht geholt……
    oder bis die 45 Mil angehäuft sind bringen die mehr als Tagesgeld für die LOTTO-Gesellschaft? Ich weiß es nicht. Anstatt die Gewinne nach unten zu verteilen und damit mehr Leute Glücklich zu machen wird mit einem Super-Gewinn gelockt. Die Mehrheit der Lottospieler würde sich über einen ausreichenden Gewinn vielleicht 3 Mil. Euro freuen. somit könnten es ” 15 ” Glückliche Gewinner geben anstatt nur einen.
    Fazit: Was soll das? Und wer hat was davon? Der Einzelspieler? Die Lottogesellschaft?
    Ob ich weiterhin Lotto spiele weiß ich noch nicht, vielleicht steige ich um auf Aktion Mensch oder andere.
    Am Schluss bleibt es allen selbst überlassen ob sie weiterhin dabei bleiben, ich denk die Würfel sind eh gefallen und wir ändern ja nichts daran.
    In diesem Sinne

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